Wer kennt sie nicht: Technische Produktbeschreibungen, neudeutsch auch als Manuals bezeichnet, oder Software mit Texten, die zwar als Deutsch erkennbar sind, aber keinen Sinn ergeben.
Man möchte meinen, dass es so etwas heute nicht mehr gibt. Aber man trifft immer wieder auf sprachliche Stilblüten, die jeden Muttersprachler mindestens schmunzeln lassen.
Es scheint eine Binsenweisheit zu sein, dass für den Markteintritt in einen anderen Sprachraum Texte, egal welcher Couleur, 1. übersetzt werden müssen und 2. das von Profis geschehen sollte. Aber ganz so einfach ist es nicht. Was also sind die Kernpunkte für den erfolgreichen sprachlichen Markteintritt?
1) L10n oder En ymmärrä? - Übersetzbarkeit der Software
Klingt einleuchtend, die Mehrsprachigkeit muss aber bereits beim Design der Software berücksichtigt werden. Auch wenn die Mehrsprachigkeit erst mal nicht in Sicht ist, man hat so zumindest die Option. Eine bestehende Software dahingehend zu erweitern, ist oftmals unmöglich.
2) Single- oder Multibyte? Der Teufel steckt im Detail
Wer sich noch nicht mit der Lokalisierung von Software beschäftigt hat, wird erstaunt sein, auf welche Problemchen und Stolperfallen man so stößt. Änderungen von Datums- und Zeitformaten oder die Anpassung an die Formate von Zahlen oder Landeswährung mögen dabei noch überschaubar sein, kniffelig wird es bei unterschiedlichen Zeichenlängen von Wörtern in den verschiedenen Sprachen und den damit verbundenen Darstellungsproblemen. Nichts sieht unprofessioneller aus als ein Menü mit überlaufenden Zeichen. Eventuell müssen Abkürzungen oder andere Formulierungen gefunden werden, die den Sinn des Begriffs möglichst wenig verändern.
Und dann kommen da noch ganz hartnäckige Dinge wie Multibyte-Zeichensätze für asiatische Schriftzeichen hinzu. Auch wenn man das sauber durch z. B. Unicode gelöst hat, gibt es ggf. Schnittstellen zu externen Komponenten (E-Mail-Empfänger, SMS-Dienste etc.), die keinen Unicode unterstützen. Oder setzen Sie eine Programmier-Sprache ein, bei der einzelne bzw. doppelte Anführungsstriche codesteuernde Bedeutung haben, z. B. HTML-Tags und/oder Javascript-Code? Dann überlegen Sie sich am besten schon mal einen Workaround, damit Sprachen mit vielen Apostrophen (= einfaches Anführungszeichen) wie z. B. Französisch einwandfrei laufen.
3) Gefragt sind kulturell und sprachlich bewanderte Technik-Profis
Wörter haben in jeder Sprache verschiedene Bedeutungen. Damit ist sofort klar, dass nicht jeder Übersetzer die Software lokalisieren sollte, sondern Fachleute, die die Bedeutung besonders im technischen Zusammenhang richtig interpretieren können. Sonst könnte z. B. aus „Click here to start" ein „Schnappen Sie hier zum Beginnen" werden.
Wir haben in der Vergangenheit gute Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit Resellern im jeweiligen Land gemacht. Diese waren zum einen sehr daran interessiert, eine Software in der Landessprache zu bekommen, und haben in der Regel das nötige technische Verständnis für eine gute Übersetzung. Selbstredend ist, dass sie dabei ebenso mit der Ausgangssprache klarkommen wie um die sprachlichen und kulturellen Eigenheiten des Zielmarktes wissen müssen.
4) Localization in time
Es liegt in der Natur moderner Softwareentwicklung, dass es oft Änderungen oder neue Features gibt. Diese müssen dann natürlich genauso schnell sprachlich nachgezogen werden. Dazu ist es wichtig, eingespielte Teams aus Übersetzungsagenturen und Partnern zu haben, die diese Anforderung abdecken. Hier kann es aber zu einem Konflikt kommen, wenn wie in 3) beschrieben bei der Übersetzung auf Reseller gesetzt wird. Diese haben nicht immer unbedingt ad hoc Zeit für die Übersetzung und müssen es mit ihrer Zeitzone und dem eigenen Terminkalender in Einklang bringen. Das hat bei uns dazu geführt, in einzelnen Fällen mit Lokalisierungsagenturen zusammenzuarbeiten. Diese bieten sowohl die fachliche und sprachliche Kompetenz als auch die notwendige Schnelligkeit bei der Umsetzung.
5) Der Überblick(er)
Es sollte einen verantwortlichen Übersetzungs-Projektmanager geben, sowohl inhouse als auch beim Partner. Lokalisierungsagenturen bewähren sich auch dadurch, dass sie oft ein professionelles Projektmanagement implementiert haben, mit einem Projektleiter als Ansprechpartner. Das vereinfacht die Kommunikation und den Ablauf ungemein.
Nehmen Sie sich die 5 Punkte zu Herzen und Sie werden schnell und zielgerichtet über neue Sprachversionen verfügen. So durchdacht und umgesetzt, sollte Ihrem Produkt ein guter Start und erfolgreicher Zyklus auf dem internationalen Markt sicher sein. Damit aus dem Finnischen „En ymmärrä?" (Ich verstehe nicht) schon zum Start ein „Ymmärrän" (Ich verstehe) wird. Aber stellen Sie sich bitte auch gleich darauf ein, dass Sie damit die Wahrscheinlichkeit für mehrsprachige Support- und Sales-Anfragen erhöhen.